3 Länder T o u r 2 0 1 0
oder
von Passau über Prag nach
B e r l i n
Fahrradtour 2010 von Passau über Prag, Dresden nach
Berlin
Nach den Besuchen der Zwingenberger Partnerstädte Brisighella 2005, Eckartsberga 2006 und
Pierrefonds 2008 sowie der Tour nach Mallorca 2007 und der Deutschlandtour 2009 musste eine
neue Herausforderung her.
Unser Jüngster hatte die Idee, den Moldauradweg und den Elberadweg zu kombinieren. Zusätzlich
wurde der Radweg R1 von Wittenberg nach Berlin „angehängt“. Die Route wurde festgelegt, aus
dem Internet „runtergeladen“ und unsere Tourplaner Ralf Barthel und Jürgen Nickels konnten
loslegen. Ruckzuck stand die computerunterstützte Planung und die Route war im Garmin
einprogrammiert: von Passau über Prag, Dresden nach Berlin.
Ca. 1.000 km und „einige“Höhenmeter lagen vor uns, also ungefähr der Schwierigkeitsgrad der
„Tour de France“ 2008 sowie der vorjährigen Deutschlandtour.
Die 8 Etappen wurden festgelegt, die Hotels gebucht, doch ...halt, etwas Kultur muss sein: in
Prag wurde ein zusätzlicher Tag eingeschoben, in Berlin hängte man noch einen Tag dran.
Perfekt geplant, gebucht und bis ins Detail –an Bord waren 50 Powerade, 15 Power Bar, 75 Riegel,
20 Getreide-Müsli-Riegel, 2 Kästen Weizenbier (1 davon natürlich alkoholfrei), 1 Kasten Pils,
Wasser, Fleischwurst, Bratwurst, Hausmacher Wurst, Käse, Brot, Bananen, Senf, Gurken,
Messer, Brettchen, Klopapier, Servietten, 2 Kühlboxen, 4 Fahrradmäntel, unzählige
Fahrradschläuche, Werkzeugbox usw. - vorbereitet starteten wir, Ralf Barthel, Friedrich Demel,
Karl-Heinz Kilian, Bruno Machleid und Jürgen Nickels sowie unser ***** - Fahrer Hannes Heidrich
unsere Tour am 17. August 2010 pünktlich in Zwingenberg per Begleitfahrzeug Richtung Passau.
Jeder stellte sich insgeheim die Frage: hält auch dieses Jahr die Kondition, die Muskulatur und
nicht zuletzt das Sitzfleisch während der 8 (Tor)-Tourtage?
Haben wir genug und richtig trainiert? Reichen die Trainingsfahrten, die in diesem Jahr etwas
unregelmäßig und auch kürzer als in den Vorjahren waren zusammen mit den regelmäßigen
Melibokusfahrten aus? Wie sind die Wege? Stimmen die Angaben der Höhenmeter? Wie wird das
Wetter?
Am 18. 8. 2010 starteten wir 5 Radler pünktlich um 8,40h in Passau zur 1. Etappe, wohlgestärkt
durch ein vorabendliches Wildgericht.
Das regnerische Wetter der Vortage schien Gott sei Dank zu Ende zu gehen, nur leichter
Nieselregen begleitete uns auf den ersten Kilometern an der Donau entlang. Nach der
Donauüberquerung per Fahrradfähre in Schlögen wartete bereits das erste Tourfrühstück auf uns:
Leberkäse und Brot (vom Vortag), die frischen Brötchen hatte unser Cheffahrer in der Bäckerei
vor lauter Aufregung liegen lassen.
Das erste Ziel Aigen/Schlägl in Österreich wurde nach nur 80 km bereits um 13,50h erreicht.
Lediglich 613 hm und angenehme Temperaturen von 13 – 20 Grad sowie nur leichter Regen machten
den Tourauftakt locker. Abends wurde der erste Tag beim 1. Biersomelierweltmeister Schiffner in
dessen Pension mit allerlei Bierspezialitäten gefeiert.
Am 2. Tag starteten wir nach einem Erinnerungsfoto mit dem Weltmeister um 8,30h Richtung
Tschechien. Auf teilweise abenteuerlichen Mountainbikestrecken, die einiges an Fahrkönnen
abverlangten, erreichten wir bei gutem Wetter nach 87 km und moderaten 535 Höhenmetern unser
1. Ziel in Tschechien Ceský Krumlov (Krumnau), einem historischen Städtchen. Zwischendurch ging
uns unser Senior kurz verloren, konnte jedoch kurzfristig wieder eingefangen werden.
Wir waren nahezu fürstlich untergebracht und konnten die schöne Altstadt sowie das Schloss
nachmittags und abends ausführlich besichtigen. Die günstigen Essens- und Bierpreise freuten den
Kassenwart sehr.
Der 3. Tag führte uns nach Pisek. Bei sonnigem Wetter kamen wir auf weitgehend guten Wegen
aber auch auf Sand- und Kieswegen gut voran. Budweis wurde passiert, ansonsten führte unser
Weg durch viele landwirtschaftlich genutzte Flächen, natürlich immer wieder an der Moldau
entlang. Servelatwurst und „Dreieckskäsjer“ und frische Weck mundeten bei der obligatorischen
Rast. Mit 107 km war diese Etappe noch moderat, allerdings mussten Steigungen von bis zu 20 %
bei insgesamt 1.102 hm bewältigt werden.
Der Abend endete feuchtfröhlich bei deftigem tschechischen Essen wie Gulasch und Ente und dem
sehr guten Pilsener Urquell. Auch wurden bei einem großen örtlichen Folklorefestival einheimische
Schmankerl und Spirituosen probiert.
Am 4. Tag hatten wir 136 km und immerhin 1.443 hm nach Prag zu strampeln. Bei knallheißem
Wetter kürzten wir durch eine Bootsfahrt auf dem Moldaustausee ca. 17 km ab, wurden aber
zeitlich weit zurückgeworfen, so dass mittags um 13h noch ca. 100 km Berg- und Talfahrt vor uns
lagen. Sehr starke Steigungen wechselten mit flotten Abfahrten ab und wir waren froh, dass die
letzten 30 km bis Prag eben an der Moldau entlangführten.
Unsere Unterkunft in Prag, unmittelbar an der Karlsbrücke gelegen erreichten wir sehr spät und
ausgebrannt. Aber nach zweimaligem Auffüllen der Minibar konnten wir entspannt in einem guten
Lokal den Abend beschließen.
Der nächste Tag, der 22. 8. 2010 diente uns zum „Lecken der Wunden“, d. h. Regeneration war
angesagt. Bei schwülheißem Wetter wurde die Stadt per Fuß erkundet. Natürlich gehörte auch
eine ausgiebige Besichtigung der Prager Burg (Prazský Hrad), des Wenzelplatzes sowie der
Karlsbrücke dazu.
Mittag- und Abendessen nahmen wir wieder in unserem „Stammlokal“ ein. Bei Pilsner Urquell wurde
unserem Cheffahrer eine Original Schwejk-Mütze überreicht.
Der 5. Radtag mit 132 km nach Usti nad Labem (an der Elbe) hatte zwar mit 392 hm keine
üppigen Steigungen, doch schwüles Wetter, teilweise noch überflutete Radwege und miserable
Teilstrecken zerrten doch mittlerweile an den Nerven. Zusätzlich konnten wir erst nach 75 km
unseren Hannes treffen. Ein kurzer Essensstopp bei beginnendem Regen mobilisierte unsere Kräfte,
die wir beim Tragen der Fahrräder über etliche Stufen einer Brücke über die Moldau und beim
Durchqueren von Morast und sogar eines Weizenfeldes auch brauchten.
Die Unterkunft in Usti war einfach, aber immerhin konnten wir unsere Räder im Hof per
Wasserschlauch von Schlamm und Staub befreien.
Der nächste Tag war angenehm warm. Auf dem Elberadweg kamen wir gut voran, doch ein
Felsrutsch vor Pirna machte einen Ausflug über das Elbsandsteingebirge mit unerwarteten
Höhenmetern nötig.
Nach ca. 40 km suchte man in Bad Schandau ein Fahrradfachgeschäft auf, doch die Herrschaften
waren nicht zur Reparatur der defekten Felge unseres Bergkönigs bereit. In Dresden wurde die
Felge ausgetauscht, in der Zeit genossen wir den Blick auf Dresden mit der berühmten
Frauenkirche vom Biergarten aus.
Vor Meißen, unserem Tagesziel konnten wir einen „Fachvortrag“ zur Aronia oder Apfelbeere hören.
Bei leichtem Nieselregen erreichten wir unsere sehr nette Unterkunft in der Porzellan- und
Weinstadt Meißen nach 118 km und 338 hm.
Eine erstklassige Fischplatte beim Ungarn ließ den Tag schön enden.
Der 7. Tag begann mit einem Frühstück im Freien. Starker Gegenwind und Kopfsteinpflaster bei
bewölktem Himmel begleiteten uns bis Torgau, wo wir mit Pasta und alkoholfreiem Weizenbier beim
Italiener die mittlerweile leeren Speicher wieder auffüllten. Die letzten Kilometer der insgesamt
150 waren Gott sei Dank etwas windstiller. Nach 8,5 Stunden Fahrzeit erreichten wir abgekämpft
Wittenberg.
Nach dem Abendessen wurde die Stadtkirche und der Marktplatz, wo 800 Lutherfiguren in
Formation aufgestellt waren, besichtigt.
Der 8. und letzte Tag begann wie im Vorjahr mit Nieselregen, der uns den ganzen Tag begleitete.
Etwas genervt erreichten wir Moorheide und konnten uns im Trockenen bei Spagetti stärken, ehe
es wieder in den andauernden Regen hinausging.
Über Potsdam gelangten wir durch viel Wald und einigen Steigungen nach Berlin.
Beim Zufahren auf die Siegessäule und das Brandenburger Tor war das Mistwetter und die 138 km
bei 516 hm fast schon wieder vergessen.
Vergessen waren auch die 950 Gesamtkilometer, die ca. 6.000 hm und die verbratenen Kalorien.
Auch die 53 Stunden Arbeit im Sattel waren beim Zielbier im Hotel am Alexanderplatz verdrängt.
Die Fahrräder wurden angekettet und flugs ging es in eine typische Berliner Kneipe, wo wir bei
gutem Essen und Weizenbier die Tour noch einmal Revue passieren ließen, die Gott sei Dank ohne
Stürze (nur 1 kleiner Absteiger) und mit nur 1 Platten endete.
Der nächste Tag war Besichtigungstag. Berlin per Sightseeing-Bus und zu Fuß machten hungrig. In
einem Restaurant im Regierungsviertel nahmen wir typische Berliner Spezialitäten, wie Buletten und
Currywürste zu uns. Abends unternahmen wir noch mal einen Stadtrundgang per Fuß, der in einem
gemütlichen Brauhaus endete.
Die Heimreise am 28. 8. 2010 ging zügig. Um 16,30h konnten wir in Zwingenberg das erste
heimische Bier zu uns nehmen.
Wir haben viele positive Eindrücke von Österreich, Tschechien und unserem Land und den Leuten
gewonnen und freuen uns auf den Abschlussabend, bei dem die bekannte Bilderpräsentation sicher
viel Spaß bereitet und uns die Tour noch einmal vor Augen führen wird. FD